Der Boden - Nährstoff-Lieferant, Kohlenstoff-Speicher und Wasserfilter
11.04.2017, Henry Sonnet
Die Bedeutung des Bodens wird allzu oft unterschätzt. Dabei ist er enorm wichtig für das Leben auf der Erde. Wir sind abhängig von ihm, insbesondere von der oberen Humusschicht, die etwa 5 bis 50 cm dick ist. Der Boden erfüllt verschiedene Aufgaben:
Der Boden ist weltweit in Gefahr
Weltweit gehen jährlich etwa 24 Milliarden Tonnen fruchtbarer Boden verloren. Das passiert zehn- bis hundertmal schneller als er sich neu bilden kann. Die Neubildungsrate von fruchtbarem Boden beträgt je nach regionalen Bedingungen zwischen ein und zweieinhalb Zentimeter pro Jahrhundert.
In Deutschland verlieren täglich 77 Hektar Boden ganz oder teilweise ihre Funktion. Das entspricht mehr als 100 Fußballfeldern. Was sind die Ursachen dafür?
- Durch die Ausbreitung von Städten und den Ausbau des Straßennetzes wird fruchtbarer Boden versiegelt. Da der Bedarf an Ackerland jedoch gleichzeitig stetig steigt, werden weltweit Wälder und Savannen in Ackerland umgewandelt. Dadurch kommt es zur Ausbreitung von Wüsten und klimaschädliche Gase, die über Jahrtausende im Boden gespeichert waren, werden freigesetzt.
- Bei der industriellen Landwirtschaft wird durch den Einsatz von schweren Maschinen der Boden verdichtet. Dadurch wird der Lebensraum der im Boden lebenden Organismen gestört. Außerdem wird der Boden in seiner Funktion als Wasserspeicher und bei der Wasseraufnahme und -reinigung beeinträchtigt.
Die Überdüngung der Felder mit synthetischem Stickstoff und Gülle führt dazu, dass der natürliche Prozess der Boden-Neubildung aus dem Gleichgewicht gerät, da das Leben im Boden abstirbt. Gleichzeitig gelangen überschüssige Nitrate in Flüsse und Meere und fördern dort das Algenwachstum, was zum Absterben des Unterwasserlebens führt. - Durch Wind- und Wassererosion werden fruchtbare Schichten von freiliegendem Boden weggeweht bzw. weggeschwemmt. Beim Bergbau werden Bodenschichten abgetragen und ganze Regionen unfruchtbar hinterlassen.
Weitere Informationen können dem von der Heinrich-Böll-Stiftung e.V. herausgegebenen Bodenatlas entnommen werden.
Humus-Boden selbstgemacht
Durch den Aufbau von Humus-Boden sorgen Sie für einen geschlossenen Kreislauf. Sie verwerten Ihre organischen Abfälle und erhalten dadurch ein intaktes Bodenleben. Ihr Boden kann Wasser und Nährstoffe besser binden und den Pflanzen in optimaler Zusammensetzung zur Verfügung stellen. Ein gesunder Boden ist eine Grundvoraussetzung für gesunde Pflanzen.
Humus entsteht aus absterbenden Pflanzen- und Tierresten sowie aus Stoffwechselprodukten von Bodenlebewesen und Pflanzen. Lebensmittelreste, Grünschnitt und Herbstlaub sind wertvolle Biomasse, die nicht im Hausmüll, sondern auf dem Kompost landen sollte.
Kompost
Für den Kompost können sämtliche organische Abfälle verwendet werden:
- Grünschnitt, Stroh, Laub, zerkleinerte Zweige, Tannennadeln
- möglichst unbehandelte Obst- und Gemüseabfälle
- Mist von Hühnern, Pferden, Schweinen, Inhalt von Katzenklos (sofern die Streu aus Sägespäne besteht)
- Speisereste in Maßen
Fermentierung
Der Inhalt des Kompostes wird effektiver in Humus umgewandelt, wenn er Milchsäurebakterien enthält und durch Pressen verdichtet wird. Dadurch wird eine Fermentierung angeregt, die möglichst ohne Sauerstoff (anaerob) abläuft. Zusätzlich können spezielle Mischungen aus Effektiven Mikroorganismen (EM) hinzugegeben werden, wodurch der Prozess noch effektiver abläuft. Die Fermentierung erlaubt zudem die Hinzugabe von menschlichem Urin und bis zu einem gewissen Anteil auch Fäkalien. Die anaerobe Fermentierung dauert etwa einen Monat.
Eine erfolgreiche Fermentierung erkennt man daran, dass das organische Material sich gelblich-braun verfärbt und süß-säuerlich riecht. Fäulnisgeruch ist ein Anzeichen dafür, dass die Zusammensetzung des Kompostes unausgewogen ist oder der Kompost nicht ausreichend vor Regen und damit einhergehender Ausspülung geschützt wurde.
Küchenabfälle können auch schon fermentiert werden, bevor sie auf dem Kompost landen. Beim so genannten Küchen-Bokashi wird der Küchenabfall zusammen mit Effektiven Mikroorganismen in einem Behälter luftdicht zusammengepresst.
Terra Preta
Terra Preta bedeutet von Menschenhand produzierte Schwarze Erde. Sie zeichnet sich durch einen sehr hohen Humusgehalt aus und ist in der Lage, Wasser und Nährstoffe hervorragend zu binden. Ein Hauptbestandteil von Terra Preta ist verkohlte Biomasse, durch die der Atmosphäre langfristig Kohlenstoffdioxid (CO2) entzogen wird.
Terra Preta wird hergestellt, indem dem organischen Abfall während oder nach der Fermentierung fein zerkleinerte Pflanzenkohle hinzugegeben wird. Pflanzenkohle wird bei der Pyrolyse gewonnen, ein Verfahren, bei dem Biomasse bei sehr hoher Temperatur und mit begrenzter Sauerstoffzufuhr verschwelt wird.
Das nach der Fermentierung und mit Pflanzenkohle versetzte Substrat reift zu Terra Preta, indem es dem Boden untergemischt wird und eine Symbiose mit Pflanzenwurzeln und den im Boden lebenden Organismen eingeht.
Generell ist es wichtig, dass Humus-Boden möglichst immer bedeckt sein sollte, entweder durch Pflanzenwuchs oder durch eine Schicht aus organischem Abfall (z.B. Mulch).