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Der Boden - Nährstoff-Lieferant, Kohlenstoff-Speicher und Wasserfilter

11.04.2017, Henry Sonnet

Die Bedeutung des Bodens wird allzu oft unterschätzt. Dabei ist er enorm wichtig für das Leben auf der Erde. Wir sind abhängig von ihm, insbesondere von der oberen Humusschicht, die etwa 5 bis 50 cm dick ist.

Der Boden erfüllt verschiedene Aufgaben:

  • Nährstoff-Lieferant. Die Humusschicht enthält bei gesunden Böden alles Wichtige, was Pflanzen zum Wachstum benötigen. In einer Handvoll Humus leben mehr Organismen als Menschen auf der Erde. Neben Regenwürmern, Asseln, Milben oder Springschwänzen gibt es dort Mikroorganismen wie z.B. Bakterien oder Pilze. Sie zersetzen organische Abfälle und erzeugen dabei Humus, der Nährstoffe und Wasser speichert. Die Qualität des Bodens und die damit verbundene Menge der in ihm lebenden Organismen ist z.B. entscheidend für hohe Erträge in der Landwirtschaft und hochwertige Lebensmittel.
  • Kohlenstoff-Speicher. Böden sind wichtig für die Regulierung des Klimas. Nach den Ozeanen sind sie der größte Kohlenstoff-Speicher. Der Boden bindet fast dreimal mehr Kohlenstoff als die gesamte auf der Erde lebende Biomasse (inkl. Bäume und Sträucher). Denn Pflanzen entziehen während ihres Wachstums der Atmosphäre Kohlenstoffdioxid (CO2). Abgestorbene Pflanzenteile werden dann von den Bodenorganismen zu Kohlenstoff umgewandelt. Zu den effektivsten Kohlenstoffspeichern zählen Böden, auf denen Wälder, Weiden oder Wiesen wachsen.
  • Wasserfilter. Niederschläge, die in der Luft z.B. mit Staub oder Abgasen wie Schwefeldioxid und Stickoxiden angereichert wurden, sickern nach dem Auftreffen auf den Boden in tiefe Bodenschichten. Dabei werden Schad- und Nährstoffe an Bodenpartikel gebunden oder von Pflanzen als Nahrung aufgenommen und dadurch dem Wasser entzogen. Zum Teil werden Schadstoffe im Boden auch abgebaut. Je länger das Wasser im Boden versickert und je feiner die Poren im Boden sind, desto gründlicher ist die Reinigung.

Der Boden ist weltweit in Gefahr

Weltweit gehen jährlich etwa 24 Milliarden Tonnen fruchtbarer Boden verloren. Das passiert zehn- bis hundertmal schneller als er sich neu bilden kann. Die Neubildungsrate von fruchtbarem Boden beträgt je nach regionalen Bedingungen zwischen ein und zweieinhalb Zentimeter pro Jahrhundert.
In Deutschland verlieren täglich 77 Hektar Boden ganz oder teilweise ihre Funktion. Das entspricht mehr als 100 Fußballfeldern. Was sind die Ursachen dafür?

  • Durch die Ausbreitung von Städten und den Ausbau des Straßennetzes wird fruchtbarer Boden versiegelt. Da der Bedarf an Ackerland jedoch gleichzeitig stetig steigt, werden weltweit Wälder und Savannen in Ackerland umgewandelt. Dadurch kommt es zur Ausbreitung von Wüsten und klimaschädliche Gase, die über Jahrtausende im Boden gespeichert waren, werden freigesetzt.
  • Bei der industriellen Landwirtschaft wird durch den Einsatz von schweren Maschinen der Boden verdichtet. Dadurch wird der Lebensraum der im Boden lebenden Organismen gestört. Außerdem wird der Boden in seiner Funktion als Wasserspeicher und bei der Wasseraufnahme und -reinigung beeinträchtigt.
    Die Überdüngung der Felder mit synthetischem Stickstoff und Gülle führt dazu, dass der natürliche Prozess der Boden-Neubildung aus dem Gleichgewicht gerät, da das Leben im Boden abstirbt. Gleichzeitig gelangen überschüssige Nitrate in Flüsse und Meere und fördern dort das Algenwachstum, was zum Absterben des Unterwasserlebens führt.
  • Durch Wind- und Wassererosion werden fruchtbare Schichten von freiliegendem Boden weggeweht bzw. weggeschwemmt. Beim Bergbau werden Bodenschichten abgetragen und ganze Regionen unfruchtbar hinterlassen.

Weitere Informationen können dem von der Heinrich-Böll-Stiftung e.V. herausgegebenen Bodenatlas entnommen werden.

Humus-Boden selbstgemacht

Durch den Aufbau von Humus-Boden sorgen Sie für einen geschlossenen Kreislauf. Sie verwerten Ihre organischen Abfälle und erhalten dadurch ein intaktes Bodenleben. Ihr Boden kann Wasser und Nährstoffe besser binden und den Pflanzen in optimaler Zusammensetzung zur Verfügung stellen. Ein gesunder Boden ist eine Grundvoraussetzung für gesunde Pflanzen.

Humus entsteht aus absterbenden Pflanzen- und Tierresten sowie aus Stoffwechselprodukten von Bodenlebewesen und Pflanzen. Lebensmittelreste, Grünschnitt und Herbstlaub sind wertvolle Biomasse, die nicht im Hausmüll, sondern auf dem Kompost landen sollte.

Kompost

Für den Kompost können sämtliche organische Abfälle verwendet werden:

  • Grünschnitt, Stroh, Laub, zerkleinerte Zweige, Tannennadeln
  • möglichst unbehandelte Obst- und Gemüseabfälle
  • Mist von Hühnern, Pferden, Schweinen, Inhalt von Katzenklos (sofern die Streu aus Sägespäne besteht)
  • Speisereste in Maßen
Wichtig ist, dass der Kompost möglichst feucht gehalten und nicht zu locker ist. Speisereste sowie Obst- und Gemüseabfälle sollten mit Pflanzenabfällen gemischt werden. Außerdem sollte auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Kohlenstoff- und Stickstoff-Bestandteilen geachtet werden (möglichst 30:1). Kohlenstoff ist eher in altem, holzigem Material enthalten und Stickstoff in frischem, saftigem, grünem Material. Ein Anteil von etwa 10 Prozent an lehmhaltiger Erde ist empfehlenswert.

Fermentierung

Der Inhalt des Kompostes wird effektiver in Humus umgewandelt, wenn er Milchsäurebakterien enthält und durch Pressen verdichtet wird. Dadurch wird eine Fermentierung angeregt, die möglichst ohne Sauerstoff (anaerob) abläuft. Zusätzlich können spezielle Mischungen aus Effektiven Mikroorganismen (EM) hinzugegeben werden, wodurch der Prozess noch effektiver abläuft. Die Fermentierung erlaubt zudem die Hinzugabe von menschlichem Urin und bis zu einem gewissen Anteil auch Fäkalien. Die anaerobe Fermentierung dauert etwa einen Monat.
Eine erfolgreiche Fermentierung erkennt man daran, dass das organische Material sich gelblich-braun verfärbt und süß-säuerlich riecht. Fäulnisgeruch ist ein Anzeichen dafür, dass die Zusammensetzung des Kompostes unausgewogen ist oder der Kompost nicht ausreichend vor Regen und damit einhergehender Ausspülung geschützt wurde.
Küchenabfälle können auch schon fermentiert werden, bevor sie auf dem Kompost landen. Beim so genannten Küchen-Bokashi wird der Küchenabfall zusammen mit Effektiven Mikroorganismen in einem Behälter luftdicht zusammengepresst.

Terra Preta

Terra Preta bedeutet von Menschenhand produzierte Schwarze Erde. Sie zeichnet sich durch einen sehr hohen Humusgehalt aus und ist in der Lage, Wasser und Nährstoffe hervorragend zu binden. Ein Hauptbestandteil von Terra Preta ist verkohlte Biomasse, durch die der Atmosphäre langfristig Kohlenstoffdioxid (CO2) entzogen wird.
Terra Preta wird hergestellt, indem dem organischen Abfall während oder nach der Fermentierung fein zerkleinerte Pflanzenkohle hinzugegeben wird. Pflanzenkohle wird bei der Pyrolyse gewonnen, ein Verfahren, bei dem Biomasse bei sehr hoher Temperatur und mit begrenzter Sauerstoffzufuhr verschwelt wird.
Das nach der Fermentierung und mit Pflanzenkohle versetzte Substrat reift zu Terra Preta, indem es dem Boden untergemischt wird und eine Symbiose mit Pflanzenwurzeln und den im Boden lebenden Organismen eingeht.

Generell ist es wichtig, dass Humus-Boden möglichst immer bedeckt sein sollte, entweder durch Pflanzenwuchs oder durch eine Schicht aus organischem Abfall (z.B. Mulch).

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