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Mollesnejta - Institut für Andine Agroforstwirtschaft

16.05.2022, Henry Sonnet

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Anfang 2000 hat Noemi Stadler-Kaulich das Institut für Andine Agroforstwirtschaft im Nationalpark Tunari in Bolivien oberhalb des Quechua-Dorfes Combuyo und nahe der Stadt Cochabamba gegründet. In einer Höhe von 2800 Metern wendete sie dort zum ersten Mal die Anbaumethode mit der Bezeichnung Dynamischer Agroforst an. Dadurch entwickelte sich Mollesnejta von einer Wüste zu einem artenreichen Wald mit inzwischen über 400 teils seltenen Pflanzenarten. Lokale Bauernfamilien werden miteinbezogen und bei der Umstellung auf Dynamische Agroforstwirtschaft unterstützt.

Agroforst ist die Bezeichnung für ein System, das Elemente des Ackerbaus, der Viehhaltung und der Forstwirtschaft kombiniert. Das Ergebnis ist eine besonders artenreiche Form der Landwirtschaft. Ein Ziel ist, dass die Pflanzen sich gegenseitig unterstützen und dadurch eine höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimaschwankungen, Schädlingsbefall und Trockenheit erlangen. Agroforst trägt zur Verbesserung von Boden, Wasser und Biodiversität sowie zu gesünderen und nährstoffreicheren landwirtschaftlichen Produkten bei. Die in Mollesnejta praktizierte Form des andinen, dynamischen Agroforsts wurde bereits von den Inkas vor 1000 Jahren angewendet. Kennzeichnend ist eine sehr hohe Pflanzdichte bei ebenfalls hoher Diversität, wobei Anbaukulturen und Begleitpflanzen - darunter viele einheimische Baum- und Straucharten - gemischt werden, wodurch sich Symbiosen und eine höhere Resilienz gegenüber negativen Einflüssen des Klimawandels entwickeln.

Mittlerweile hat sich Mollesnejta zu einer Akademie für Agroforstwirtschaft und Forschung entwickelt, die von Wissenschaftler*innen, Bäuer*innen, staatlichen Vertretern und Interessierten aus der ganzen Welt besucht wird. Praktikant*innen und Studierende sind in Mollesnejta jederzeit zur Datenaufnahme für eine Abschlussarbeit, für Sabbaticals oder für einen Besuch mit Interesse an der andinen Flora und Fauna willkommen. Typische Arbeiten sind das Aufbereiten von Agroforstparzellen, die Baumpflege, das Sammeln und die Aussaat von Baumsamen, die Herstellung und Anzucht von Stecklingen, die Veredelung von Obstgehölzen, das Pflanzen von Jungbäumen, der Gemüseanbau sowie die Versorgung der Tiere.

Noemi Stadler-Kaulich, Ingenieurin für Internationale Agrarwirtschaft und promovierte Pädagogin, ist seit 2011 weltweit in der Beratung und Seminarleitung im Bereich Agroforst tätig. So auch im Ökodorf Sieben Linden, wo sie mehrmals im Jahr ein Seminar über Dynamischen Agroforst leitet. Außerdem hat sie 2021 das Buch "Dynamischer Agroforst. Fruchtbarer Boden, gesunde Umwelt, reiche Ernte" veröffentlicht.

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